Vizepräsident:in mit dem Geschäftsbereich Jugend

„Vizepräsident für den Geschäftsbereich Jugend“ lautet der offizielle Titel von Timo Haß. Seit zwölf Jahren ist der 48-Jährige ehrenamtlich als Jugendobmann für den deutschen Seglernachwuchs aktiv. Satzungsgemäß scheidet Timo Haß nach drei Amtszeiten im Februar 2023 aus.

Nun gilt es, eine geeignete Nachfolgerin oder einen geeigneten Nachfolger zu finden. Im Interview erzählt Timo Haß von seinem Weg in dieses besondere Ehrenamt, erklärt seine Aufgaben und erinnert sich an die besonderen Momente und Erlebnisse seiner langen Amtszeit.

Vernetzt mit anderen Verbänden: Timo Haß vertritt den DSV auch bei der Deutschen Sportjugend. Foto: privat
Vernetzt mit anderen Verbänden: Timo Haß vertritt den DSV auch bei der Deutschen Sportjugend. Foto: privat

Welche Aufgaben hat die Jugendobfrau bzw. der Jugendobmann des DSV?

Die Aufgaben sind so vielfältig wie der Segelsport und die Themen, für die sich junge Menschen interessieren. Hauptaufgabe ist sicherlich die Organisation und Vertretung des Jugendsegelsports für und gegenüber allen Beteiligten, das heißt Seglerinnen und Seglern, Eltern, DSV-Präsidium, Vereine, Klassenvereinigungen etc.

Wenn man die Aufgaben im Einzelnen aufzählen will, wird die Liste sicher etwas länger, wobei vieles durch die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des DSV in der Geschäftsstelle in Kiel vorbereitet, begleitet und bearbeitet wird. Als Stichpunkte sind sicherlich die Teilnahme an den DSV-Präsidiumssitzungen, die Leitung der Sitzungen des Jugendsegelausschusses, die Begleitung der Deutschen Jugendmeisterschaften, die Vergabe von Jugendfördermitteln und die Koordination der Seglerjugend Roadshow zu nennen.

Mit Mona Küppers und Nadine Stegenwalner bei der World Sailing-Mitgliederversammlung 2022 in Abu Dhabi. Foto: privat
Mit Mona Küppers und Nadine Stegenwalner bei der World Sailing-Mitgliederversammlung 2022 in Abu Dhabi. Foto: privat

Das DSV-Präsidium arbeitet ehrenamtlich, die meisten Mitglieder engagieren sich schon seit Jahrzehnten für den Segelsport. Wie war Ihr Weg in dieses Leitungsgremium des deutschen Segelsports?

Ich komme aus dem Münchener Ruder- und Segelverein, hier habe ich mich schon als Jugendlicher engagiert, war als Trainer dabei, habe bei Regatten geholfen und als Ausbilder die Sportbootführerscheinkurse geleitet. Danach war ich Reviervertreter und Landesjugendobmann für den Bayerischen Seglerverband. So bin ich Stück für Stück in die verantwortungsvolle Position des Jugendobmanns des DSV hineingewachsen. Dieses Amt habe ich nun bald zwölf Jahre ausgefüllt, nach dem satzungsgemäßen Ausscheiden von Torsten Haverland im letzten Jahr bin ich der Dienstälteste im DSV-Präsidium. Satzungsgemäß muss nach drei Amtszeiten die Stelle des Jugendobmanns beziehungsweise der Jugendobfrau nun neu besetzt werden.

Wieviel Zeit braucht man, um im Präsidium des DSV erfolgreich mitarbeiten zu können?

Das hängt ganz davon ab, wieviel Zeit man einbringen kann und will; ich habe sicherlich mehr Zeit aufgewendet, da ich nicht besonders gut darin bin, Aufgaben zu delegieren. Mit dem Team in der Geschäftsstelle und wenigen gut besetzten Arbeitsgruppen sollte man von einem halben Tag pro Woche ausgehen. Dazu kommen dann die Präsidiums-, Seglerrats- und Jugendsegelausschuss-Sitzungen mit circa 14 Tagen pro Jahr.

Der große Arbeitsaufwand durch die Sitzungen und den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Präsidium und in der Geschäftsstelle muss einkalkuliert werden. Die Sitzungen des Präsidiums sind meist an einem Freitag, der Seglerrat und der Jugendausschuss treffen sich am Wochenende. Ich habe das Glück, dass mein Vater, mit dem ich in unserer Anwaltskanzlei zusammenarbeite, mir immer den Rücken freigehalten hat, sodass ich viele Termine im In- und Ausland wahrnehmen konnte.

Gerade hat Timo Haß seine Lizenz als internationaler Schiedsrichter um vier Jahre verlängert. Foto: privat
Gerade hat Timo Haß seine Lizenz als internationaler Schiedsrichter um vier Jahre verlängert. Foto: privat

Was lernt man in dieser intensiven Zeit in einem ehrenamtlich arbeitenden Präsidium?

Ich habe insbesondere gelernt und erlebt, dass sich in den vergangenen elf Jahren einiges im Bereich der Sportorganisation geändert hat. Zum einen wird mehr von den ehrenamtlich Tätigen erwartet, zum anderen sind viele Menschen nicht mehr bereit, einen Großteil ihrer Freizeit für andere zu „opfern“. Auf Dauer gehe ich davon aus, dass man Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen und verstärkt dem Hauptamt zuweisen wird.

In meiner Amtszeit habe ich mit vielen Präsidiumsmitgliedern gearbeitet und gelernt, dass man auf die Zwischentöne hören muss; jede und jeder ist engagiert, um im eigenen Bereich gute Arbeit zu leisten. Das sollte man immer respektieren.

Welche Projekte müssen in den kommenden fünf Jahren angegangen, realisiert oder auch weiterentwickelt werden?

Mir liegen besonders die Seglerjugend Roadshow, das Juniorteam und eine breitere Verteilung der Jugendfördermittel am Herzen. Ziel muss es sein, den Segelsport möglichst vielen Kindern und Jugendlichen nahezubringen und jedem, der Interesse hat, die Chance zu geben, Segeln für sich zu entdecken. Das gelingt zum einen über die Ausweitung der Roadshow mit weiteren Tourstopps, durch unser Juniorteam, das als Multiplikator für junges Engagement in die Vereine hineinwirkt und durch den gezielten Einsatz der Jugendfördermittel, um Maßnahmen der Landesseglerjugenden, der Klassenvereinigungen und der Vereine finanziell zu unterstützen.

In welchen Bereichen kann man als Jugendobmann die Entwicklung des Segelsports in Deutschland aktiv mitgestalten?

Zunächst natürlich im Bereich des Jugendsegelsports vom Einsteiger bis zum Nachwuchskaderathleten. Daneben gibt es sehr viele Überschneidungen mit anderen Ressorts, sei es in der Ausbildung von Trainern und Wettfahrtoffiziellen, im Bereich des Fahrten- und Wettsegelns usw. Und als Präsidiumsmitglied ist man auch in alle anderen Bereiche eingebunden, kann sich einbringen und hat letztendlich auch die Aufgabe, die getroffenen Entscheidungen nach außen zu vertreten.

Was war die schwierigste Situation der Amtszeit?

Es gibt keine einzelne Situation, die ich herausgreifen könnte. Rückblickend war die Pandemie sicherlich eine Belastung und Herausforderung mit Verlegung und Absagen von Jugendmeisterschaften und Maßnahmen und der digitalen Umsetzung des letzten Jugendseglertreffens. Dann erinnert man sich an die kleinen Herausforderungen, unter anderem die Wechsel im Hauptamt, das Besorgen eines Reisepasses über die Weihnachtsfeiertage für eine Teilnehmerin der Jugend-WM, die Vorbereitung der Gemeinsamen Deutschen Jugendmeisterschaften, den Ausfall der Technik beim Jugendseglertreffen und vieles mehr.Kickern mit Miklas Schaper, Fabian Bach und Marcus Boehlich. Foto: Christian Beeck/segel-bilder.de

Kickern mit Miklas Schaper, Fabian Bach und Rochus Ponn. Foto: Christian Beeck/segel-bilder.de

Welche Projekte und Ideen der letzten acht Jahre waren besonders spannend?

Die Seglerjugend Roadshow als neues Mittel den Segelsport zu präsentieren, die verstärkte Präsenz auf Social Media zu gestalten, der Aufbau des Juniorteams und die Einbindung der jungen Menschen bis zum 28. Lebensjahr verbunden mit der Schaffung von Juniorenmeisterschaften ab 2023 fallen mir spontan ein.

Welche Momente waren besonders schön und werden noch lange in Erinnerung bleiben?

Ich erinnere mich gerne an die Jugendseglertreffen. Eine bessere Möglichkeit sich auszutauschen, Freunde zu treffen und neue Freundschaften zu schließen, gibt es eigentlich kaum. Am stärksten in Erinnerung bleiben jedoch kleine Momente, in denen einfach mal jemand „Danke“ oder „Gut gemacht“ sagt. Sehr gefreut habe ich mich vor einigen Jahren über eine Postkarte von den Teilnehmern der deutsch-französischen Jugendbegegnung.

Gibt es ein paar Tipps und Tricks, die potenzielle Nachfolger kennen sollten?

Offen und ehrlich auf die Menschen zugehen, zuhören und Sorgen, Ängste und Nöte ernst nehmen – und sich nicht von einer Gruppe vereinnahmen lassen. Für mich war es auch immer wichtig, dass ich mir selbst treu bleibe und meine Meinung nicht wie ein Fähnchen im Wind ändere; was nicht gleichbedeutend mit Dickköpfigkeit ist.

Was kommt als nächstes (privates) Projekt nach der aktiven Zeit im DSV-Präsidium?

Ich bleibe weiterhin in anderen Gremien im Segelsport aktiv, so zum Beispiel beim Europäischen und beim Weltsegelverband. Im DSV bin ich Mitglied des Ausbilderteams für Schiedsrichter und habe gerade meine Lizenz als internationaler Schiedsrichter für vier Jahre verlängert. Privat möchte ich die gewonnene Zeit zum Segeln nutzen. Was dann noch kommt bleibt abzuwarten, in der Vergangenheit haben mich die Aufgaben eher gefunden, als dass ich aktiv danach gesucht hätte.

Welche Segelprojekte reizen in der Zukunft besonders?

Früher bin ich viel Tempest und Melges 24 gesegelt und hatte einen SB 20. Auf meinem Heimatrevier, dem Starnberger See, möchte ich gerne wieder mehr Jolle segeln. Vielleicht auf einer RS Aero, oder auch mit einer O-Jolle, die Klasse ist hier sehr verbreitet. Dazu werde ich wieder mehr Zeit zum Fahrtensegeln haben und im Mittelmeer oder in anderen Revieren chartern.

Für das Amt des Vizepräsidenten des DSV mit dem Geschäftsbereich Jugend kann sich jedes volljährige Mitglied eines DSV-Vereins bewerben. Timo Haß und Hanna Hell, Abteilungsleiterin für den Bereich Jugend, geben gerne in einem persönlichen Gespräch Auskunft über dieses besondere Ehrenamt und erzählen, was alles dazu gehört, wenn man sich für mindestens vier Jahre für die Jugendabteilung des DSV engagieren und bei der anstehenden Wahl auf dem Jugendseglertreffen 2023 kandidieren möchte. Kontakt: Tel. 040 632009952, jugend@dsv.org

Quelle: DSV