Die ganze Arbeit hat sich gelohnt!
Das können Leif Kähler und Esther Rodenhausen nach der Qualifikationsregatta für die Welt- und Europameisterschafter der Optis stolz behaupten. Gesegelt wurde vom 3. – 6. Juni in Glücksburg. Als Trainer war Toni Schmatz dabei und er berichtet:
Endlich geht es mal wieder um etwas! Mit diesem Gefühl reiste die 6-köpfige Hamburger Mannschaft am Dienstagabend in Glücksburg an. Der FSC richtete die sog. EM/WM-A zusammen mit dem NRV aus. Damit endet eine lange Serie der Veranstaltung in Warnemünde, wo Hafenarbeiten leider einen Ortwechsel nötig machten. An der Förde war man extrem gut vorbereitet auf die Optis. Der viele vor Ort zu Verfügung stehende Platz machte es den 60 Optis leicht, sich an das Hygenekonzept zu halten. Das Regattabüro und die Vermesser hatten ebenso genug Raum, allerdings auch schlanke, unkomplizierte Abläufe, welche man auch nach Corona nicht unbedingt wieder abschaffen muss.
Unsere Geschichte beginnt aber eigentlich viel früher, denn lange war nicht klar, wie sich denn die Optis zu den Highlights im Sommer qualifizieren sollen. Geplant waren ursprünglich 3 Vorausscheidungen im April, sowie ein „Finale“ in Glückburg. Das konnte so natürlich nicht gehalten werden und hatte dennoch einen enormen Effekt: Seit Ende März war der Hamburger Kader unter Anspannung, denn „nächstes Wochenende geht es um die Wurst!“ Und so wurde viel trainiert. In den Märzferien, an Wochenenden und an Ostern. Stets im Glauben, dass kurze Zeit später Leistung abgerufen werden muss. Dazu kam, dass man sich nicht wirklich mit den Seglern aus den anderen Bundesländern vergleichen konnte. Zu lange war es her, dass mal alle gegeneinander gesegelt waren.
Regatten wurden abgesagt und wir trainierten weiter. Über Pfingsten bot sich dann die Gelegenheit am Gardasee das Opti Meeting zu segeln. Diese Idee hatten viele Deutsche und so hatten wir zwei Wochen vor der eigentlichen Ausscheidung endlich einen aktuellen Leistungsstand. Und der sah vielversprechend aus! Lysander Winter (NRV) wurde 9. am Gardasee und untermauerte damit seine Favoritenrolle für Glücksburg. Leif Kähler (NRV) wurde als 55. Immerhin zweitbester Deutscher. Esther Rodenhausen (MSC) wurde zweitbestes Deutsches Mädchen, was wegen der Geschlechterregelung bei der EM extrem relevant ist. Till Bergmann (MSC) konnte seine Leistung in Riva leider nicht abrufen, war aber guter Dinge für die Qualifikation. Vervollständigt wurde das Team Hamburg in Glücksburg durch Elina Seitz (NRV) und Svea Stürcken (MSC).
Mittwoch nach der Anreise wurden dann die Boote vermessen. Danach ging es nochmal aufs Wasser. Die Hamburger kennen das Revier gut und trotzdem war es gut, sich nochmal an die Welle und den Wind zu gewöhnen. Denn der mit 10-15 Knoten stehende Ostwind sollte bis zum Sonntag halten. Eine Regatta, die nur bei einer Wetterlage stattfindet, ist selten. Umso wichtiger, dass man sich das mal genau ansieht. Und eine Tendenz zeichnete sich ab. Die Böen kamen von rechts rein, das zeigte sich bei ein paar Trainingswettfahrten ziemlich klar.
Am nächsten Tag dann ging es um 11 Uhr endlich das erste mal an die Startlinie. Und gleich zeigte sich, was die Kinder von der Jury zu erwarten hatten. Denn das international besetze Komitee pfiff schnell und verteilte ordentlich gelbe Flaggen. Leider traf es auch Lysander und Till bereits am ersten Tag. Doch unser Gefühl mit der rechten Seite war goldrichtig und katapultierte Leif, Till und Svea am Ende des Tages auf Qualifikationsplätze (die besten 14). Lysander und Esther waren zwar etwas enttäuscht mit ihrer Leistung, aber noch lange nicht abgehängt.
Die Wettfahrtleitung konnte bei den traumhaften Bedingungen jeden Tag 3 Wettfahrten segeln – und dabei wurden es nicht mal lange Tage. Die Jury hatte an Land nichts zu tun, denn es gab nicht einen Boot gegen Boot – Protest. Das spricht für die Qualität und Fairness der Segler*innen! Leider kam Lysander irgendwie nicht in Fahrt, der Druck war wohl doch zu hoch. Esther verbesserte sich stetig und kam der Qualifikation mit jeder Wettfahrt näher. Die Regatta war ein Lehrstück für den sog. konservativen Ansatz. Man muss nicht jede Wettfahrt gewinnen, sondern konstant gute Plätze segeln. Wer sich bei 10 Wettfahrten und nur einem Streicher einen Fehler zu viel erlaubte, katapultierte sich selbst aus dem Rennen. So erging es leider auch Till, der in der 9. Wettfahrt leider seine dritte gelbe Flagge kassierte und sich damit leider aus den Top 20 verabschieden musste.
Am Ende liegen Leid und Freude sehr nah beisammen. Nur 14 der 60 gestarteten Kinder konnten sich für eine Meisterschaft qualifizieren. Leif darf Anfang Juli bei der Weltmeisterschaft am Gardasee starten. Esther Ende Juni bei der Europameisterschaft in Cadiz. Was für ein tolles Ergebnis – herzlichen Glückwunsch an die beiden!
Text: Toni Schmatz
Fotos: Toni Schmatz, Babett Seitz