Diskussion über die Zukunft des Hamburger Yachthafens in Wedel

Im Rahmen des Yachtfestivals am ersten Septemberwochenende lud der Hamburger Segler-Verband zu einer moderierten Diskussionsrunde über die Zukunft des Hamburger Yachthafens ein. Die Anlage bietet Platz für fast 2.000 Yachten und Motorboote – und steht vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel lässt die Zahl der Vereinsmitglieder schrumpfen, Trendsportarten konkurrieren mit dem Segel- und Yachtsport und die Marinas an der Ostseeküste stellen attraktive Alternativen zum Yachthafen vor den Toren Hamburgs dar.

Podiumsrunde beim Festival

Über die Perspektiven des Hafens diskutierten Oliver Kosanke (Vorsitzender des Hamburger Segler-Verbands), Jörg-Michael „Büde“ Satz (Vorsitzender der Hamburger Yachthafengemeinschaft), Dr. Stephan Lunau (Vorsitzender des Segel-Vereins Altona-Oevelgönne) sowie Nele Satz, die ihre Bachelorarbeit zum Thema „Marketing in Sportvereinen am Beispiel des Yachthafens Wedel“ verfasst hat.

Ideen für junge Zielgruppen

Zum Auftakt stand die provokante Frage im Raum: Warum sollte man den Yachthafen besuchen, wenn man dort kein eigenes Boot liegen hat? Aus dieser Sichtweise entwickelten die Diskutierenden verschiedene Ansätze, wie vermieden werden kann, dass der Hafen nur als „Parkplatz für Yachten“ wahrgenommen. Neben den Liegeplatzinhabern sollen künftig auch neue Zielgruppen angesprochen werden – Menschen, die mit Boot oder Fahrrad stundenweise in den Yachthafen kommen, um dort ein paar schöne Stunden zu verbringen.

Kritik an fehlender Infrastruktur

Einigkeit bestand darin, dass die Anbindung an den ÖPNV verbessert werden müsse. Zudem gelte es, die Aufenthaltsqualität im Hafen zu steigern. „Eine maritime Meile mit Gastronomie und Shops, die auch für Besucher attraktiv ist, würde den Standort enorm aufwerten“, betonte Kosanke. „Vor allem ein Yachtausrüster wäre eine willkommene Ergänzung und könnte sich direkt bei der Zielgruppe positionieren.“

Kritik gab es auch an den eingeschränkten Ladenöffnungszeiten. Eine Ausweitung nach dem Vorbild von Kiel-Schilksee – also Sonntagsöffnungen im Rahmen der Bäderregelung – wäre laut Jörg-Michael Satz hilfreich: „Gerade am Wochenende arbeiten die meisten Eigner an ihren Booten und brauchen spontan Ersatzteile, Ausrüstung oder Pflegemittel. Da wäre ein Yachtshop ideal. Und wenn es zusätzlich noch einen Supermarkt gäbe, wäre an den Wochenenden deutlich mehr los.“

Nachwuchs und demografischer Wandel

Satz warnte vor einer Überalterung der Liegeplatzinhaber. Das klassische Modell der „Elbsegler“, die ihr Boot selbst pflegen und die Saison auf der Elbe verbringen, gehe zurück. Für viele Wassersportlerinnen und -sportler sei Segeln heute nur eine von mehreren Freizeitaktivitäten; die Investition in ein eigenes Schiff schrecke angesichts des hohen Zeit- und Pflegeaufwands zunehmend ab.

Plädoyer für die Elbe

Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Elbe hielt Dr. Stephan Lunau, der seit seiner Kindheit dort segelt: „Die Ziele entlang der Elbe – Glückstadt, Stade, Otterndorf, Cuxhaven – sind wunderschön. Mit Tide und Strömungen ist die Elbe ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Revier, das touristisch stärker beworben werden sollte.“

Der Vorsitzende der SVAOe ist selbst seit Jahrzehnten dem Hafen treu. Viele Liegeplatzinhaber behalten ihre Plätze über 20 Jahre hinweg. Die große Zufriedenheit beruht auch auf fortlaufenden Investitionen, die von der Gemeinschaft angestoßen und getragen werden – etwa die Photovoltaikanlage oder die geplante neue Krananlage.

Darüber hinaus ermunterte Lunau die ansässigen Vereine, mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche und Einsteiger anzubieten, um die nächste Generation für den Hafen zu begeistern: „Von Hamburg aus ist man sehr schnell in Wedel. Wenn andere noch im Stau nach Flensburg stehen, bin ich schon an Bord. Und wer auf der Elbe mit ihrer Berufsschifffahrt und Untiefen segeln kann, der kann überall segeln.“

Mit fundiertem Wissen und praxisnahen Ideen zeigte Nele Satz, wie der Hafen für jüngere Zielgruppen attraktiver werden könnte: „Die Yachthafengemeinschaft hat eine eigene Social-Media-Präsenz – welcher Hafen kann das schon von sich behaupten? So erreichen wir viele Menschen und zeigen ihnen, wie schön es ist, seine Freizeit auf dem Wasser zu verbringen und in Wedel eine seglerische Heimat zu finden.“

Hoffnung auf Wassersportnachwuchs weckte Jörg-Michael Satz mit der Ankündigung, dass 2026 in Wedel eine Bootsfahrschule mit Sportbootführerscheinkursen eröffnet.

Neue Nutzungsmöglichkeiten

Auch alternative Nutzungen der Wasserfläche kamen zur Sprache. „Stand-up-Paddler und Kanufahrer finden im Hafen gute Bedingungen, Jetskis sind laut Satzung verboten“, erläuterte Kosanke. „Kinder- und Jugendausbildung im Optimisten kann gut im Yachthafen stattfinden, da ist – anders als auf dem Mühlenberger Loch – immer genügend Wasser.“

Für ihre Bachelorarbeit recherchierte Nele Satz zudem über die Bedürfnisse der Sportlerinnen und Sportler der neuen olympischen Disziplin Coastal Rowing. „Die Elbe mit Strömung und Wellen eignet sich gut fürs Küstenrudertraining. Allerdings ist das Einsetzen der Boote über die auf Segel- und Motoryachten ausgelegten Steganlagen schwierig“, erklärte sie.

Mehr Aufenthaltsqualität gefordert

Als zentralen Punkt nannten alle Diskutierenden die Notwendigkeit, den Hafen als lebendigen Treffpunkt zu gestalten. Neben dem neuen Spielplatz wurden zusätzliche Gastronomie, Wochenmärkte, kulturelle Veranstaltungen und saisonale Events ins Gespräch gebracht. „Das gelingt nur, wenn die Vereine gemeinsam handeln und die Stadt Wedel den Hafen als wichtigen Wirtschaftsfaktor anerkennt“, betonte Kosanke. „Das Yachtfestival hat gezeigt, wie gut die große Fläche als Veranstaltungsort genutzt werden kann.“

„Unser Spielplatz ist ein echter Besuchermagnet – viele Familien kommen extra vorbei, damit ihre Kinder ausgelassen toben können“, ergänzte Büde Satz. „So ein Angebot ist attraktiv und in keinem anderen Hafen zu finden.“

Dass kein Vertreter der Stadt zur Diskussion erschien, wurde allgemein bedauert. Zum Abschluss appellierte Kosanke an die Liegeplatzinhaber: „Es muss Freude machen, nach Wedel zu kommen. Nur so wird der Yachthafen ein attraktives Ziel bleiben – auch für kommende Generationen.“